Tomislav Laux TOMISLAV LAUX

 

Die Sprache der Symbole

Eurozeichen, Dollarsymbol, Hammer und Sichel, Davidstern und der Stern der russischen Kommunisten, der Mond des Morgenlandes, Marc Chagalls stilisierter Vogel und das Auge aus Pablo Picassos Gemälde „Guernica“ purzeln über 80 mal 120 Zentimeter Leinwand. „Das Jahrhundert“ hat Tomislav Laux dieses Ölgemälde genannt, das zusammen mit knapp 30 anderen in diesem Jahr entstanden Werken in der „Galerie Schwarzbrot“ zu sehen ist. Lässt sich unsere Zeit wirklich auf diese Hand voll Embleme reduzieren? Sie lässt – wenn diese Symbole so aussagekräftig behandelt werden, wie bei Laux. Ein anderes Symbol: Ein Hakenkreuz. Es verbirgt sich, aufgespaltet in rechteckige Flächen, auf einer Serie von Bildern. Sekundenlang erfreut man sich an Laux´ ästhetischen Farbarrangements, bevor man erschrickt. Aus diesem Erlebnis herauszulesen, dass sich das Böse gerne hinter dem Anschein des Schönen und Guten versteckt, ist nur eine von vielen Deutungsweisen.

Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag – Kultur, 24. 9. 2002, Maike Nikolai


Von der Brisanz der Symbole

Tomislav Laux stellt in Ahrensburg kritische Bilder aus

Ein Dollarzeichen ist ein Dollarzeichen, eine Friedenstaube eine Friedenstaube. Und wie Hammer und Sichel oder der Davidstern aussehen, ist auch bekannt. Richtig – und doch nicht ganz: Wer auf die Bilder von Tomislav Laux schaut, wird all diese Symbole sehen und sie vielleicht doch nicht sofort wiedererkennen. „Vier Rechtecke auf weißem Grund“ heißt eines seiner abstrakten Ölgemälde, und der Titel beschreibt das Bild genau. Wechselt der Betrachter jedoch die Perspektive und springt vom „Negativ“ aufs „Positiv“ um, erscheint ein Hakenkreuz auf der Bildfläche.
Dieses Spiel mit den Symbolen – das allerdings weniger Spiel als Auseinandersetzung mit der Geschichte sein und dem erneuten Überdenken erstarrter Anschauungen dienen soll – ist das beherrschende Moment der Bilder des 62-Jährigen. „Alte und neue Symbole – eine kritische Auseinandersetzung“ hat der aus Serbien stammende Künstler daher auch seine Ausstellung überschrieben. Sie wird am kommenden Donnerstag um 19 Uhr in der Ahrensburger Galerie Schwarzbrot (Rathausplatz 22) eröffnet.
„Die Symbole sind nur der Bildgegenstand, so wie bei Cézanne der Äpfel oder bei Malewitsch die Quadrate und Kreise. Aber durch die Verfremdung der Zeichen verändert sich auch ihre Bedeutung. Vor allem, wenn mehrere Symbole miteinander kombiniert werden“, sagt Tomislav Laux. Um diesen Verfremdungseffekt zu erzielen, verwendet er auch Schablonen, fügt sie an-, neben- und übereinander, malt sie unterschiedlich aus, teilweise nur bruchstückhaft, und zerlegt sie so in ihre Einzelteile. Solchermaßen auseinander genommen, scheinen die Hakenkreuze auf dem Bild „Einsturz des Tempels“ wie in einer Kaskade in sich zusammenzufallen.
Der Titel des Bildes sagt alles...

Hamburger Abendblatt, 31. 8 / 1. 9 2002, Martina Tabel


Große Bildreflexionen über Fanatismus und Macht

... Der 63-jahrige Laux ist längst kein Unbekannter mehr. Seine Ausbildungszeit in den 60-er Jahren an der Hamburger Kunsthochschule hat bis heute deutliche Spuren hinterlassen. Politische Symbole und Zeichen aller Couleur bringt er in seinen teils monumentalen Werken zusammen: Alle Varianten eines Hakenkreuzes treffen auf Hammer und Sichel, Dollarzeichen und Judenstern bis hin zu Coco-Cola-Emblem. Einen bewussten Diskurs über jegliche Form von Fanatismus und Machtstrukturen möchte Laux damit anregen – auch wenn er gelegentlich ein wenig zu überdeutlich  wird...

Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag - Kultur    Mittwoch, 11. 2. 2004, Jens Rönnau


Galerie im neuen Gewand

... Zeichen, Symbole und Ornamente bestimmen die Bildwelt von Tomislav Laux.
Auf seinen großformatigen Ölbildner stehen Davidstern und Hakenkreuz neben Dollarzeichen und Coco-Cola-Schriftzug – kunstvoll ineinander verschränkt im konstruktivistischen Spiel mit Farben und Flächen. Mit der plakativen Vereinigung der Symbole, die in ihrer Signalwirkung jedem Betrachter vertraut sind, will er Tabus brechen und Denkprozesse in Gang setzten...

Kieler Nachrichten,  5.2. 2004, Sabine Tholund


Polizeibesuch in der Ausstellung des Künstlers Tomislav Laux

Berlin / Flensburg – Bilder mit Hakenkreuzen können sehr provozieren – diese Erfahrung machte jetzt der in der Nähe von Flensburg lebende Künstler Tomislav Laux in einer Ausstellung des Berliner ACUD-Kulturzentrums. Aufgrund einer anonymen Anzeige bekam die Galerie kurz nach Ausstellungseröffnung Besuch von der Polizei. Grund: Es seien verfassungsfeindliche Symbole zu sehen. Schnell erkannten die Beamten indes, dass es sich hier nach Augenscheinnahme um Kunst handele und verfolgten die Angelegenheit nicht weiter.
Der Maler ist verblüfft: „das hab ich wirklich nicht erwartet, dass tatkräftig was dagegen unternommen wird“, so Laux. Anaximander, die Kuratorin der Schau, ist ebenso überrascht: „Die Reaktion trifft auf Verwunderung, denn dieses Haus ist dafür bekannt, dass es eher links ist.“ Da man nun ähnliche Vorfälle fürchtet, habe man Sicherungen und Aufsicht verstärkt.
Dass Tomislav Laux indes tatsächlich mit seinen Symbolen provozieren weil, steht außer Frage. Da gibt es nicht nur Hakenkreuze in unterschiedlichen Variationen, sondern Hammer und Sichel, den Judenstern oder das Dollarzeichen. Bewusst will er damit „an politischen Tabus rühren“, so der Maler. „Es soll natürlich provozieren - in dem Sinne, dass man nachdenkt.“
Laux, 1939 in Barajevo geboren, studierte zunächst Bildende Kunst, dann Visuelle Kommunikation in Hamburg. Bis in die neunziger Jahre malte er realistisch. Mit Beginn der Balkankriege brach er schlagartig mit dem Realismus. „Ich wusste: so zu malen reicht nicht mehr“. Er fand zu konstruktivistischen Formen und zu den Symbolen. „Symbole sind für mich Herrschaftsinstrumente“, so Laux. „Coca Cola ist für mich ein Symbol der Weltherrschaft, des Imperialismus. Erst kommt das wirtschaftliche Diktat, dann das politische, dann das kulturelle. Auch in Europa gibt es eine Tendenz zu einer neofaschistischen Entwicklung: Wir wollen in diese „unordentliche“ Welt eine Ordnung bringen.“
Das sind die politischen Befürchtungen von Laux, die seinen Bildern zugrunde liegen. Die Schau ist bis zum 16. Juli zu sehen.

Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag - Kultur, 5.7.2006, Jens Rönnau